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Die Coronavirus-Pandemie, SARS-CoV-2/ COVID-19 und ätherische Öle

Die Coronavirus-Pandemie, SARS-CoV-2/ COVID-19 und ätherische Öle

Maria Hoch bat Herr Prof. em. Reichling, ob er das Thema SARS-CoV-2/COVID-19 und ätherische Öle für Aroma Forum International e.V. genauer erläutern kann.

Der Kommentar von Prof. em. Reichling, (. A. ein Fachmann im Bereich der Virenforschung/ ätherischer Öle):

„zu Deiner Anfrage kann ich nur spekulative Angaben machen, da bisher keine validen Daten vorliegen. Beim Covid-19 handelt es sich um ein RNA-Virus mit einer lipophilen Hülle und eingestreuten Rezeptor-Proteinen, die der Anheftung der Viren an Wirtszellen dienen. Beim RNA-Genom handelt es sich um eine Einzelstrang-RNA mit + Polarität. Eine Genom-RNA mit Plusstrang-Polarität erfüllt 2 verschiedene Aufgaben: sie dient direkt als mRNA zur Translation viraler Proteine (u.a. der RNA-abhängigen RNA-Polymerase, auch Transkriptase genannt; RNA-Replikase), und sie wird als Matrize (template) zur Synthese komplementärer Minusstrang-RNAs verwendet, von denen dann neue Plusstrang-RNAs synthetisiert werden. Diese werden dann in ein neues Kapsid verpackt (Kapsid = Proteinhülle, Kapsel, in der die RNA verpackt ist) und zusammen mit einer neuen lipophilen Hülle entstehen so neue Viruspartikel, die die Haut- oder Schleimhaut-Zellen verlassen und neue Zellen infizieren können. Bisher konnten alle behüllten Viren mit ätherischen Ölen in-vitro erfolgreich bekämpft werden. Somit gehe ich davon aus, dass dies auch beim Coronavirus der Fall sein müsste. Empirische Daten liegen dazu bisher nicht vor. Die Öle wirken allerdings nur dann, wenn sich das Virus außerhalb der eukaryotischen Zellen (z.B. Schleimhautzellen) befindet. Zudem ist ein Mindestkontakt des ätherischen Öls mit den Viren von durchschnittlich 10 Minuten erforderlich (dies gilt zumindest für Herpesviren), um die Viruslast in-vitro um 50-60% zu senken. Zerstört wird dabei die Virushülle, so dass die Viren nicht mehr in die Zelle eindringen können.

Befindet sich das Virus erst in der Zelle, dann entzieht es sich der Bekämpfung durch ätherische Öle. Ich denke, dass sich ätherische Öle nur zur äußerlichen Desinfektion eignen würden, vielleicht wäre eine Inhalation zur Vorbeugung oder vielleicht zur Verhinderung der Virus-Ausbreitung im Nasen-Rachenraum vielversprechend. Denn zur Ausbreitung müssen die Viruspartikel die Zellen verlassen, gelangen in den Interzellularraum und könnten dort vom ätherischen Öl erfasst werden; ich bin mir darüber im Klaren, dass dies nur Spekulationen sind (vielleicht aber trotzdem nicht ganz unsinnig).

Da die Viren nicht über die Luft, sondern über Tröpfchen von einem Patienten zu einem anderen Patienten übertragen werden, dürfte eine Versprühung von ätherischen Ölen im Raum nicht den gewünschten Effekt der Verbreitungseinschränkung erfüllen. Diese Annahme stützt sich auf die Tatsache, dass zum einen ätherische Öle die Viren in den hydrophilen Tröpfchen nicht erreichen würden und zum anderen die Kontaktzeit der äußerst flüchtigen ätherischen Öle mit den Viren zu kurz ist. In Einzelfällen könnten z.B. Thymianöle, Rosmarinöl und andere ätherischen Öle, die Monoterpenphenole, Monoterpenalkohole oder Phenylpropanoide enthalten, zur Vorbeugung in Gesundheitseinrichtungen wie z.B. Kliniken, Alten- und Pflegeheimen zur Desinfektion, zur Mundpflege, zu Einreibungen, Waschungen etc. eingesetzt werden.

Für eine generelle Desinfektion in breiten Bevölkerungsschichten halte ich den Einsatz von ätherischen Ölen für nicht praktikabel, zum einen wegen der relativ hohen Kosten, der ungenügenden Datenlage zur Wirksamkeit und Toxikologie/Allergie. Mit Händewaschen und Beachtung einfacher aseptischer Maßnahmen wie Abstand halten, keine Hände schütteln, kein Begrüßungskuss etc.) sind gute Erfolge zu erzielen.“

Zu Wirkungen von ätherischen Ölen bei Covid-19 gibt es noch keine evidenzbasierten Studien, allerdings sind aus durchgeführten wissenschaftlichen Studien antivirale Wirksamkeit von etlichen Inhaltsstoffen ätherischer Öle bekannt.

 

Wie Prof. Reichling schreibt, hier einige ätherische Öle, die Monoterpenphenole, Monoterpenole, Phenolpropanoid enthalten.

Hier einige Beispiele antiviral wirkender ätherischer Öle

Monoterpenolhaltig: Bergamottminze, Koriander, Lavandin, Lavendel fein, Lorbeer, Palmarosa, Teebaum, Thymian Linalool,

Phenolhaltig:  Bergbohnenkraut, Thymian thymol, Oregano

Auch oxidhaltige ätherische Öle leisten ihre unterstützende Begleitung bei Erkrankungen der Atemwege, ebenso zahlreiche monoterpenhaltige ätherische Öle von Nadelbäumen und Zitrusölen

oxidhaltighaltige: Cajeput, Eukalyptus globus, Eukalyptus radiata, Kardamom, Lorbeer, Myrtus communis CT Cineol, Niaouli, Ravintsara, Rosmarin CT cineol, Speiklavendel, Thymian mastichina

Balsamtanne, Douglasie, Fichte, Meerkiefer, Latschenkiefer, Weißtanne, Zirbelkiefer

Zitrone, Orange, Mandarine rot

wichtig-in der Coronaviruszeit- ätherischer Öle:  

stärken Immunsystem

fördern die Gesundheit

kurbeln die Selbstheilungskräfte an

Anwendungsmöglichkeiten

Zur Raumbeduftung:

  • mittels Duftobjekten entweder mit ätherischen Ölen oder Duftkompositionen in elektrischen Duftlampen, Diffuseuren, Duftsteinen Anhänger, Kompressen, Zelletten,

zu Hause zusätzlich: Duftlampen mit Teelichtern, Filzanhänger, Papiertaschentücher oder auch Riechstifte, Riechsalz

9-10 Tropfen für einen 18 m2 großen Raum d.h. 2 Tropfen pro m2

Raumduft

4 Tropfen Thymian linanool

2 Tropfen Thymian thymol

4 Tropfen Meerkiefer in eine Duftlampe geben oder von dieser Mischung 5 Tropfen in einen Riechstift/Riechfläschchen tropfen und 3-4 mal täglich daran riechen.

Raumsprays

40 ml 96 %igen Alkohol, 10 ml Melissenhydrolat oder Wasser

5 Tropfen Lavandin

4 Tropfen Meerkiefer

4 Tropfen Teebaum

4 Tropfen Thymian mastichina

Inhalieren

2 Tropfen Ravintsara 1 Tropfen Lavendel fein

Mit einem Emulgator, hier eignet sich z.B. ein Teelöffel Meersalz oder Zucker in eine Schüssel geben, ätherische Öle drauf tropfen, die Schüssel mit heißem Wasser befüllen, Augen schließen, Kopf über die Schüssel neigen, Handtuch über den Kopf und ca. 5-10 Minuten inhalieren (. Bis das Wasser abgekühlt ist und kein Wasserdampf mehr aufsteigt).

Stärkendes Fußbad

1 Teelöffel Salz in eine Schüssel geben,

2 Tropfen Thymian linanool oder Koriander

1 Tropfen Eukalyptus globulus, bei Kindern Cajeput und

2 l warmes -heißes Wasser dazugeben, Füße eintauchen, so dass es für die Füße angenehm ist.

So lange die Füße darin baden, so lange die Temperatur als wohltuend erscheint.

Anschließend die Füße mit einem Pflegeöl einölen

Pflegeöl zur Vorbeugung oder Unterstützung bei Erkältungen:

2 Tropfen Thymian linanol

2 Tropfen Eukalyptus globulus

In 10 ml Johanniskrautöl mischen und in die gebadeten Füße einmassieren.

Mit diesem Pflegeöl können auch die Naseneingänge und/oder die Brust oder der Rücken, aber  auch die Hände eingerieben werden.

 

Studienbeispiele

https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/28296357 – Abstract

Brochot A, Guilbot A, Haddioui L, Roques C. Antibacterial, antifungal, and antiviral effects of three essential oil blends. Microbiologyopen. 2017 Aug;6(4). doi: 10.1002/mbo3.459. Epub 2017 Mar 14.

https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/27062958-Abstract

Gelmini F, Belotti L, Vecchi S, Testa C, Beretta G. Air dispersed essential oils combined with standard sanitization procedures for environmental microbiota control in nosocomial hospitalization rooms. Compl Ther  Med. 2016 Apr;25:113-9. doi: 10.1016/j.ctim.2016.02.004. Epub 2016 Feb 10.

https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/21078173-Abstract

Wu S, Patel KB, Booth LJ, Metcalf JP, Lin HK, Wu W. Protective essential oil attenuates influenza virus infection: an in vitro study in MDCK cells. BMC Complement Altern Med. 2010 Nov 15;10:69. doi: 10.1186/1472-6882-10-69.

https://onlinelibrary.wiley.com/doi/abs/10.1002/9781119312994.apr0420 Abstract

Reichling, J. Plant-microbe interaction and secondary metabolites with antiviral, antibacterial and antifungal properties. pp. 214-347. In: W. Wink [ed.] 2010. Functions and Biotechnology of Plant Secondary Metabolites. Wiley-Blackwell, West Sussex, United Kingdom.

https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/20096315 Abstract

Jachwood MW, RosenbloomR, Petteruti M, Hilt DA, McCall AW, Williams SM Avian coronavirus infectious bronchitis virus susceptibility to botanical oleoresins and essential oils in vitro and in vivo.Virus Res. 2010 Apr;149(1):86-94. doi: 10.1016/j.virusres.2010.01.006. Epub 2010 Jan 21.

https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/21095205 Abstract

Garozzo A, Timpanaro R, Stivala A, Bisignano G, Castro A. Activity of Melaleuca alternifolia (tea tree) oil on Influenza virus A/PR/8: study on the mechanism of action.

Antiviral Res.2011 Jan;89(1):83-8. doi: 10.1016/j.antiviral.2010.11.010. Epub 2010 Nov 21.

https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/21078173– Abstract

Wu S, Patel KB, Booth LJ, Metcalf JP, Lin HK, Wu W. Protective essential oil attenuates influenza virus infection: an in vitro study in MDCK cells. BMC Complement Altern Med. 2010 Nov 15;10:69. doi: 10.1186/1472-6882-10-69.

https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/19843207– Abstract

Garozzo A, Timpanaro R, Bisignano B, Furneri PM, Bisignano G, Castro A. In vitro antiviral activity of Melaleuca alternifolia essential oil. Lett Appl Microbiol. 2009 Dec;49(6):806-8. doi: 10.1111/j.1472-765X.2009.02740.x. Epub 2009 Sep 18.

https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/19420953 -Abstract

Reichling, J., P. Schnitzler, U. Suschke, and R. Saller. 2009. Essential oils of aromatic plants with antibacterial, antifungal, antiviral, and cytotoxic properties – an overview. Forsch. Komplementmed. 16: 79-90.

Literatur

– Hoch, Maria: Eine Klinik professionalisiert die Aromapflege, Heilberufe, das Pflegemagazin 2009

– Hoch, Maria: „Kostbarkeiten der Berge, die äth. Öle und Hydrolate der Grenzgänger Latschen- und

Zirbelkiefer“ Aromareport 12 – 2014; 12: 12 – 19 Aroma Forum International e.V.

– Hoch, Maria: Skripten der Ausbildung zur/zum AromapraktikerIn 2019/2020

– Hoch Maria: Bei uns riecht es nicht nach Krankenhaus CNE.magazin 2.11; 8

– Hoch, Maria: Johanniskrautölmazerat, eine Trägersubstanz „per excellence“ für den

aromapraktischen Einsatz mit Rezepturbeispielen abgeleitet von der Signatur des Hypericum

perforatum, Aromareport 5 – 2011; 05: 13 -17 Aroma Forum International e.V.

– Reichling, Jürgen:Antibakterielle Wirkung ätherischer Öle gegen den Problemkeim Staphylococcus aureus – neuere experimentelle und klinische Untersuchungen, Aromareport 6/2011 Seite 3-7 Aroma Forum International e.V.

– Reichling, Jürgen: Antibakterielle Wirkung von ätherischen Ölen ätherischer Öle unter besonderer Berücksichtigung von MRSA Aromareport Sonderausgabe 2013 S. 19 Aroma Forum International e.V.

– Reichling Jürgen: Latschenkiefernöl – Qualität und Anwendung Aromareport 12/2004 S.4-7 Aroma Forum International e.V.

– Reichling – Jürgen: Hautwunden:Tierexperimentelle Untersuchungen zur wundheilungsfördernden Wirkung vonätherischen Ölen Aromareport 18/2017 S. 4- 10

– Steflitsch, Wolz, Buchbauer (Hrsg.). Aromatherapie in Wissenschaft und Praxis, Stadelmann Verlag, 2013

– Wabner D., Beier Ch. Aromatherapie: Grundlagen.Wirkprinzipien.Praxis. 1. Aufl. München:

Urban & Fischer; 2009

– Werner Monika / von Braunschweig Ruth „Praxis Aromatherapie“ , Monika Werner und Ruth von

Braunschweig, 5. Auflage HAUG 2016

– Werner Monika, „Aroma-Mindmaps“ HAUG, 3. Auflage 2017

 

2 Kommentare
  • Christiane Schweizer

    17. März 2020at12:48 Antworten

    Herzlichen Dank für die detailierten Informationen an Maria und Prof Reichling.
    Im klinischen Einsatz helfen sie im Moment auch die Hysterie zu mindern

  • Annette Schmidmeier

    17. März 2020at13:20 Antworten

    Vielen Dank für die ausführliche Stellungnahme von einem Wissenschaftler. Sie ist gerade in meiner Praxis sehr hilfreich für die Prophylaxe, um auch Ängste zu nehmen.

    Herzlichen Dank!

    Annette Schmidmeier
    Heilpraktikerin

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