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Arompflege in der Intensivstation

Arompflege in der Intensivstation

Ein Bericht von unserem Mitglied Reni Figl aus Südtirol.

Case Report: AROMAPFLEGE der Beine eines intensivpflichtigen Patienten mit schwerem ARDS bei SARS-COV-2 Infektion

Der zu behandelnde Patient war 61 Jahre alt und wurde aufgrund eines ARDS bei SARSCoV2 Infektion im septischen Zustandsbild auf die Intensivstation aufgenommen.

Es zeigte sich ein schweres ARDS mit einer Superinfektion durch Streptokokkus pneumonie, Staphylokokkus hominis und Candida albicans. Der Patient wurde sowohl antibiotisch wie antimykotisch abgedeckt mittels Ceftriaxon, Vancomycin und Anidulafungin.

Der Betroffene hat an seinem Bein eine alte Wunde am Knöchel. Ein Abstrich der Wunde (vor einem Monat) vor der Aufnahme, ergab einen Pseudomonas aeruginosa Befall.

Der Pseudomonas aeruginosa ist auf der ICU einer unserer größten Feinde. Es handelt sich dabei um einen wichtigen MDR-Krankenhauskeim, der gegen mehrere Antibiotika resistent ist.

Bei den routinemäßig abgenommenen Abstrichen auf weitere MDR-Keimen, konnte bei Aufnahme kein Nachweis erbracht werden.

Pflegemaßnahme:

Die Beine des Patienten waren stark verhornte, dunkel gefärbt bis zu den Knien.

Wir haben den Betroffenen täglich mit den 2% Chlorhexidin Feuchtigkeitstücher, laut interne Krankenhausleitlinie bis zu den Knien gewaschen. Unterhalb des Knies versorgten wir die Haut mit den aromatischen Feuchtigkeitstüchern und rieben die Hautregion anschließend mit unserer Aroma Mischung Nr.2 2mal täglich ein.

 

 

 

 

Sie sehen Bild Nr.1 und Bild Nr. 2 zu Beginn der Therapie

 

 

 

 

 

 

Bild Nr.2

Die alte Wunde am Knöchel, auffallend die starke Verhornung, schuppige Haut, wie ein Belag.

 

 

 

 

 

 

Bild Nr.3 aufgenommen am 3. stationären Tag

Die Verhornung ist rückläufig, es bleiben die dunklen Verfärbungen der Schienbeine.

 

 

 

 

 

 

Bild Nr. 4 nach 8 Tagen

Die Verhornung ist nicht mehr sichtbar, die dunkle Verfärbung der Haut ist stark zurück gegangen, fast gänzlich verschwunden.

 

 

Ergebnis:

In nur wenigen Tagen, ohne großen Arbeitsaufwand, bzw. ohne Zusatzarbeit, konnte das Hautbild des Betroffenen stark verbessert werden. Nach 19 Tagen intensivmedizinischer Betreuung hat sich der Zustand des Betroffenen so weit gebessert, dass der Patient auf Normalstation (Covid-Station immer noch positiv) verlegt werden konnte.

Eine Keimbesiedelung durch den Pseudomonas konnte in den folgenden MDR Abstrichen nicht nachgewiesen werden. Bei Verlegung zeigten die Beine ein unauffälliges Hautbild.

Produktbeschreibung:

Aromamischung

Die Mischung Nr. 2 ist 1% und in 50 ml Fläschchen gebrauchsfertig vom Galenik Labor betriebsintern zubereitet. Sie kostet 2,145 Euro pro Flasche. Davon wurden pro Anwendung 5-10ml verwendet die Beine einzureiben.

Die Aromamischung Nr. 2 beinhaltet folgende ätherische und fette Pflanzenöle

Botanischer Name Handelsname Wirkweise
Lavandula angustifolia Lavendel fein antiseptisch, antibakteriell, antimykotisch, analgetisch entzündungshemmend wundheilend, antistress, angstlösend
Leptospermum scoparium Manuka antimikrobiotisch, antimykotisch, ausgleichend, hautpflegend
Salvia rosmarinus ct. 1,8% cineol Rosmarin ct. 1,8% cineol Antibakteriell, (staph. aureus und epidermidis), stark antimykotisch stimulierend, fördert den Blutkreislauf + die Verdauung, analgetisch
Cymbopogon martinii Palmarosa Stark antibakteriell antiviral antimykotisch, stark das Nervensystem, antiseptisch, hautpflegend, stress reduzierend
Olea europea Olivenöl analgetisch entzündungshemmend, pflegt Haut und Schleimhaut
Hypericum peforatum Johanniskraut schmerzlindernd entzündungshemmend, antidepressiv hautpflegend

anti MRSA

 

Die antiseptischen Körperreinigungstücher

Die antiseptischen Körperreinigungstücher werden industriell hergestellt und sind gebrauchsfertig in je 6 Blatt/Packung im Handel. Es handelt sich um 2% Chlorhexidingluconat in einer nichtalkoholischen und nichtalkalischen Basis.

Haltbarkeit siehe Verpackungsdatum.

Produkt Füllmenge Konzentration Kosten In Euro/Cent

Angabe pro Stück

Antiseptische Reinigungstücher 6 Blatt 2% Chlorhexedin-

lösung

1,98
Aromatische Feuchtigkeitstücher

 

100 Blatt Flies Gazerolle 1 l Acetum aromatecum

1l bidestilliertes Wasser

5 l Behälter mit Schlitzdeckel

=5kg Joghurtkübel aus der Küche recylet

 

4,97

38,40

 

 

0,87

 

Vom Acetum wurden 30ml aus der Literflasche entnommen und mit einem Liter bidestilliertem Wasser verdünnt, also eine 3%ige Lösung zubereitet. Es werden darin die Flies Gazen getränkt, wobei eine Rolle Gazen ca. 90-100 Blatt aufweisen.

Es wurden ein 5kg Joghurtbehälter aus der Küche recycelt und im Deckel ein Schlitz eingefügt. Die Öffnung dient zur hygienischen, einfachen und wiederholten Entnahme der Feuchtigkeitstücher, ohne, dass diese austrocknen, bei nicht sofortigem Verbrauch.

Es wurde mit Bedacht ein Joghurtbehälter ausgewählt, um optisch einen Unterschied zu geben, zwischen Behältern mit Oberflächen-Desinfektionstüchern und den aromatischen Feuchtigkeitstüchern. Es konnten so Verwechslungen ausgeschlossen werden.

1 Liter Acetum aromaticum ergeben 33,3 Zubereitungen von aromatischen Feuchtigkeitstüchern. Die Haltbarkeit beträgt einen Monat.

Essig ist ein altbekanntes Hausmittel. Die traditionelle Verwendung von Essigzubereitungen gegen die Pest mit Beginn des Mittelalters lässt sich bis in die Antike zurückverfolgen. Er desinfiziert, konserviert, regt den Blutkreislauf an und neutralisiert schlechte Gerüche. Die Hydrolate und ätherischen Öle haben einen sauren pH-Wert, stabilisieren somit das saure Milieu der Schleimhaut, der Haut und unterstützen dadurch deren natürlichen Schutzmantel. Das Acetum aromaticum fördert somit die Selbstheilung. Es sollte nur verdünnt verwendet werden. Es handelt sich um ein in Essig gebundenes Hydrolat, sowie auch ätherisches Öl, von dreierlei Lavendel oder von Rosengeranie und Rose. Wir verwendeten die Lavendelvariante; wobei ich eine 3% Mischung mit bidestilliertem Wasser in einem Behälter herstellte und Flies-Gazen darin getränkt habe. Fertig waren die aromatischen Feuchtigkeitstücher.

Kostenvergleich

2% chlorhexidin Körperreinigungstücher Aromatische Feuchtigkeitstücher
Kosten 11,88 Euro pro Packung 6,99 Euro pro Zubereitung
Inhalt 6 Blatt/Packung 100 Blatt/Zubereitung
Zubereitung Fertigprodukt Benötigt einmalige Zubereitung
Haltbarkeit Geschlossene Packung nach Verfallsdatum vom Hersteller 30 Tage nach Zubereitung
Desinfektion/Wirkung Antibakteriell

Wirkungsdauer für 6 Stunden

Antibakteriell, antimykotisch

Wirkungsdauer keine Angabe des Herstellers

Schlussfolgerung :

Auch auf einer Intensivstation mit einer Bettenauslastung von ca. 900 Patienten pro Jahr ist es möglich, ohne größeren Arbeitsaufwand, in einem doch großteils schulmedizinisch orientiertem Krankenhaus, Aromapflege gekonnt und gezielt anzuwenden;

mit einem doch deutlich geringeren Kostenfaktor!

Während bei den Chlorhexidin- Körperreinigungstücher die Haut zwar für 6 Stunden desinfiziert wird, wird sie mit wiederholter Anwendung trocken, schuppig und auch Juckreiz wurde von den Betroffenen berichtet.

Die aromatischen Feuchtigkeitstücher hingegen pflegen die Haut auch bei Langzeitanwendungen und unterstützen die Haut in der Selbstheilung.

Eine Geruchsbelästigung durch den Essiggeruch wurde von einzelnen Personen wahrgenommen.

Abkürzungen: aFÖ = aromaForum Österreich, PAICU = post anästhesiologische Intensiv Care Unit, ICU = Intensiv Care Unit,  Lt = Liter, MDR = Multi Drug Resistent, ARDS = Acute Respiratory Distress Syndrome

Ein Dank gilt meiner Tutorin:

Dr. med. univ. Julia Kompatscher Facharzt für Anästhesie und Intensivmedizin

Nurdurch die Unterstützung des gesamten Teams war es uns möglich beschriebenen Erfolg und noch viele weitere zu verzeichnen, danke Euch!

Die Aromapflege wurde inzwischen zu einem Betriebsprojekt, es folgt eine von Grund auf neue Implementierungsphase.

Und wir danken Dir liebe Reni, dass Du uns diese Arbeit zur Verfügung gestellt hast.

Die Vita von Renate Figl:

Mein Name ist Renate Figl. Ich bin Gesundheits- und Krankenpflegerin auf der Landesintensivstation PA-ICU im Gesundheitsbezirk Bozen. Seit 1992 arbeite ich auf der Intensivstation mit Unterbrechung durch Mutterschaft von 3 Kindern und einem kurzen Abstecher ins Pflege- und Altenheim Heinrich von Rottenburg von Kaltern.

Zur Aromapflege kam ich, da ich auf dem Land aufgewachsen und mit Pflanzenheilkunde und Kräuterwissen meiner Vorfahren groß geworden bin.

2013-2014 absolvierte ich an der Cusanus Akademie in Brixen den Lehrgang Aromapflege, unter der Leitung des aromaForum Österreich Claudia Arbeithuber Eder. Meinen Abschluss erlangte ich 2017 bei Maria Hoch-Aromacampus ( auch Vorstand Aroma Forum International e.V.) an der Bayerischen Pflegeakademie unter ärztlich geprüfte Aromapraktikerin und die Aromatologen Abschlussprüfung in Brixen mache ich 2019 erneut mit aromaForum Österreich Claudia Arbeithuber Eder.

Die Implementierung der Aromapflege im Krankenhaus begann ich 2017. Inzwischen bin ich seit Mai 2020 von der allgemeinen Intensivstation auf die Landesintensivstation gewechselt.

Kontakt: renate.figl@sabes.it

Weitere Informationen meinerseits in der Aromapflege in Form eines kleinen Videos von mir und Claudia Arbeithuber Eder findet ihr auf der Homepage des aromaForum Österreich zum Thema: Aroma & Corona, Allergien/ Heuschnupfen und einen weiteren Artikel in Zusammenarbeit mit Eliane Zimmermann auf www.aromapraxis.de Verlust der Zehen eine aromapflegerische Herausforderung März 2014
4 Kommentare
  • Verena Grewenig

    19. Februar 2023at17:54 Antworten

    Liebe Reni,
    vielen Dank für deinen beeindruckenden Praxisbericht und die Fotodokumentation.
    Du hast so eindrücklich beschrieben, wie einfach und auch kostengünstig die Aromapflege sein kann.
    Hoffentlich gehen noch viele weitere Kliniken diesen Weg, und vielen Dank für Dein Engagement!
    Mach weiter so!
    Liebe Grüße Verena

  • Maria Hoch

    20. Februar 2023at9:39 Antworten

    Liebe Reni,
    die praktische Aromapflege und die dadurch bedingten Erfahrungen als Aromapraktikerin ist das sogenannte “Salz in der Suppe” der Aromapflege! Das zeigt Dein Praxisbeispiel so schön. Herzlichen Dank nochmal dafür.
    Liebe Grüße
    Maria

  • Christiane Lübke

    22. Februar 2023at14:46 Antworten

    Hallo Reni,
    Glückwunsch zu diesem tollen Erfolg. Die Feuchttücher sind prima. Ich kann aus meiner täglichen Arbeit auf einer Intensivstation diesen Erfolg sehr gut nachvollziehen. Es sieht aus wie ein Wunder, ist aber Realität.
    Liebe Grüße
    Christiane Lübke

  • Renate Figl

    24. Februar 2023at21:32 Antworten

    Vielen Dank Ihr Lieben.
    Liebe Christiane ja es sieht spektakulär aus und ist dabei so simpel. Genau deshalb wollte ich dieses Fallbeispiel aufzeigen. Was Aromapflege nicht alles kann!
    Die tradizionellen Feuchttücher haben bei uns großen Anklang gefunden. Ich suchte nach einer aromatischen Alternative und fand das Acetum Aromaticum.
    Einfach, praktisch, der Patient ist gewaschen, eingeölt, beduftet in einem Arbeitsaufwand, die Haut gepflegt.
    Liebe Grüße
    Reni F.

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